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Glamorous Outdoor Jungle

Text: Gerda

  1. Juli 2021

Während Tini den Dschungel erkundet, bin ich ein Gipfelstürmer. Glam Ballerinas und Lianen? Für Tini kein Problem.High heels und Alpenglühen? Für mich eher kritisch.

Während unsere Omas tatsächlich noch mit Stöckelschuhen und Handtäschchen auf der Zugspitze umherstacksten, bin ich an funktionaler und dennoch glamuröser Activewear interessiert. Geht das überhaupt?

Glamour und Funktionalität?

Wenn ich schon fürs Radeln immer noch nicht den super attraktiven Glamhelm gefunden habe, will ich doch wenigstens auf dem Berg stylisch unterwegs sein. Immerhin gibt es ja auf den Hütten keinen Wellnessbereich – außer vielleicht einen Gletschersee. Und das kleine Schwarze muss auch daheim bleiben, weil sich der Rucksack nach einer mehrtägigen Tour eh schon tonnenschwer anfühlt. Also fragte ich Tini, meine zweite Glamourjungle-Hälfte. Sie ist Modedesignerin und Expertin im Breich Sportmode.

Tini, läßt sich Outdoorsportmode mit Glamfaktor zu designen?

Tini: Absolut. Es ist nur eine Frage des Designs und der verwendeten Qualitäten, was sich natürlich im Preis widerspiegeln kann.

Die Zeiten der alten, stumpfen, atmungsaktiven roten Mikrofaser-Wanderjacken und lustig karierten Hemden sind vorbei. Wobei man hier nicht unterschätzen darf, dass es noch eine Menge „Traditionalisten“ gibt, die ihre Wanderoutfits wie eine Uniform tragen. Das sind dann die Kniebundhosenträger mit Kurzarmkaroshirts und der um die Hüfte gebundene Wanderanaorak.

Der "Gorpcore" Boom
Der Markt für sogenannte “Gorpcore” floriert (Abkürzung für  “good ol’ raisins and peanuts” als Beschreibung für den seit Jahrzehnten etablierten Wander- und Bergsteigerlook) – und das nicht nur seit Beginn der Corona Pandemie.Business of Fashion (BOF), eine große News Plattform für die internationale Modeindustrie, schrieb im Februar 2021, daß Google Suchanfragen für Gorepore-Brands um 634 Prozent zum Vorjahr angestiegen sind – und ebenso Social Media Accounts mit gleicher Thematik. Eine Trendwende ist laut BOF nicht in Sicht.

Welche Herausforderung bedeutet dabei das Thema Funktionalität?

Tini: Defacto ist das keine echte Herausforderung mehr. Es ist alles nur eine Frage des Preises.

Hochfunktionelle edel glänzende Warentypen wie atmungsaktiver 4-Wegestretch, oder Merinowolle gemixt mit technischen Fasern mit Material-Eigenschaften, die längst jede Baumwolle in den Schatten stellen und auch noch maschinenwaschbar sind, stellen heutzutage keine Ausnahme mehr dar.

Funktionalität und Top Design mit Glam-Faktor schließen sich nicht mehr aus. Es gibt einige Kollektionen, die das schon länger unter Beweis stellen.

4-Wege-Stretchmaterial hat herausragende Dehnungseigenschaften.
Merinowolle hat zahlreiche Vorteile: Sie isoliert gut, kratzt nicht auf der Haut, transportiert Feuchtigkeit, ist antistatisch, riecht nicht, ist leicht und knittert kaum.

Wenn Du an die Firmen und Kollektionen denkst, die stylische Sportmode machen, welche Schnitte, Details oder auch Farben sind es, die neben dem Material Outdoormode Glamtouch verleihen?

Tini:

Interessant sind ja immer neue Details. Zum Beispiel die Galon-Stripes, die ja der Inbegriff von Sportivität sind. Willst Du die glamourös inszenieren, haben sie nun glänzende Lurexakzente, sind mit tonalen Strasssteinchen besetzt oder metallisch glänzend beschichtet. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten! Es kann auch die verschweißte Nahtoptik sein, die besonders reduziert und modern wirkt und zudem den technischen Aspekt mitbringt, dass es in den Nähten keinerlei Feuchtigkeit mehr durchlässt. So ein Detail kann man dann noch mit kleinen Silberaufdrucken an der Kante besonders in Szene setzen.

Besondere Schnittdetails

Schnittdetails, die glamourös wirken sind zum Beispiel der besonders hohe und großzügige Kragen, den man lässig per Tunnelzug drapieren kann. Oder coole überschnittene Ärmel. Auch eine Kapuze mit tollen Details kann ein echter Blickfänger sein. Überhaupt natürlich Accessoires wie besonders lange und breite Reißverschlüsse und klasse Anhänger. Bei den Damen wirkt die höher sitzende Taille immer etwas femininer und macht die Beine länger. Wenn das nicht glamourös ist!

Thema Farben

Aktuell ist hier im hochwertigen Bereich eher Understatement angesagt: Es wird gerne in Nichtfarben wie camel oder stonegrey gespielt aber niemals ohne eine Pop-up Detailfarbe wie zum Beispiel Lemon oder orange, die den Look frischer und sportiver macht. Wenn wir in die Farbe gehen, sehen wir eher tonale Farbcombis wie z.B. cherry mit Bordeaux.

Oder sogar ganz im selben Ton aber im Materialmix matt-glänzend. Hier lässt sich wunderbar drauflos kombinieren. Nach wie vor spielen auch die Metallics eine wichtige Rolle. Federleichte Sommerdaunenjacken, die man im Rucksack auf die kleinste Größe zusammenrollen kann gibt es mittlerweile in schimmerndem Kupfer oder Gold. Let it shine!

Illustration: Christine Dahlmanns

Foto: Gerda Friedel (2020)

Harvard University '22 ALM Journalism

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